• Surveying of the Mediterranean in the Middle Ages – the »Compasso de Navegare« as a Database for Deriving Portolan Maps

Zusammenfassung

Nach heutigem Kenntnisstand werden Portolankarten etwa seit dem Ende des 13. Jahrhunderts n. Chr. für einen Zeitraum von rund 400 Jahren überliefert. Sie sind die wohl bemerkenswertesten Produkte der spätmittelalterlichen Kartographie und beschreiben augenscheinlich mit hoher Präzision vorwiegend die Häfen und die Küstenlinien des Mittelmeerraumes. Die Genauigkeit der Darstellung zeugt davon, dass diese Karten offensichtlich auch zum praktischen Gebrauch als Seekarten entworfen wurden, und sie lässt vermuten, dass die Portolankarten – wie moderne Karten – auf der Grundlage vermessungstechnischer Aufnahmen entstanden sind.

Als Datenquelle zur Ableitung der Karten kommen dabei möglicherweise Portolan- bzw. Seehandbücher in Betracht. Eine erste zusammenhängende Beschreibung der Seewege im Mittelmeer enthält der »Compasso de Navigare« aus dem Jahr 1296. Im Rahmen dieses Beitrags sollen Struktur und Genauigkeit der überlieferten Daten untersucht werden und auch Möglichkeiten zu ihrer grafischen Umsetzung mit dem Ziel, möglichst realitätsnahe Seekarten abzuleiten. Dabei erfolgt die Verebnung formal in Analogie zu traditionellen Verfahren der Landesvermessung. Durch Kartierung mittels Zirkelschlag (Mesenburg 2021) wird zunächst ein Festpunktfeld konstruiert, in das anschließend einzelne Küstenbereiche in Form von Vektorzügen eingepasst werden. Es zeigt sich, dass die gewählte Methode mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bei der ursprünglichen Herstellung der Portolankarten angewendet wurde.

 

Summary

According to current knowledge, portolan charts have been handed down since around the end of the 13th century AD for a period of around 400 years. They are probably the most remarkable products of late medieval cartography and apparently describe the harbours and coastlines of the Mediterranean region with great precision. The accuracy of the depiction showthat these maps were obviously also designed for practical use as nautical charts and suggests that the portolan charts – like modern maps – were created on the basis of surveying surveys.

The data source for the derivation of the maps may have been portolan or sea manuals. The »Compasso de Navigare« from 1296 contains the first coherent description of the sea routes in the Mediterranean. This article will examine the structure and accuracy of the surviving data as well as possibilities for their graphic realisation with the aim of deriving nautical charts that are as close to reality as possible. The mapping is done formally in analogy to traditional methods of land surveying. By mapping using a compass stroke (Mesenburg 2021), a fixed point field is first constructed, into which individual coastal areas are then fitted in the form of vector lines. It turns out that the chosen method was most likely also used in the original production of the portolan charts.

 
Die PDF wird etwa 2 Wochen nach Erscheinen der zfv zum Download zur Verfügung gestellt.