Nicht zuletzt die Immobilien- und Finanzkrise 2007/2008 hat die Bedeutung der Immobilienbewertung aufgezeigt: Der Marktwert hat hohen objektiven Qualitätsanforderungen zu genügen. Außerdem fordert die deutsche Rechtsprechung die Begrenzung der Streuung des Marktwertes bei ±20%. Das Vergleichswertverfahren als eine der normierten Bewertungsmethoden in Deutschland basiert aus mathematisch-statistischer Sicht auf einer multiplen linearen Regressionsanalyse. Seit Jahrzehnten hat es sich als Standardverfahren für die Analyse des Immobilienmarktes und der Ermittlung des aktuellen Marktwertes in der Praxis etabliert. Der ermittelte Vergleichswert hängt insbesondere von der Anzahl und der Art der Einflussgrößen ab, die in das Regressionsmodell einfließen. Dennoch hat sich der Umgang bzw. die Ermittlung der Unsicherheit für diesen Ansatz seit seiner Einführung nicht erweitert. Die Unsicherheit ergibt sich einerseits aus der inhärenten Unsicherheit der Beobachtungen und aus der Differenz zwischen dem ausgewählten Modell und der Realität andererseits.
Das Ziel dieser Forschung ist es, die Unsicherheitsermittlung in der Regressionsanalyse durch Unterteilung des Unsicherheitsbudgets in epistemische und aleatorische Anteile weiterzuentwickeln und zu verbessern. Während die aleatorischen Anteile die zufällige Variabilität beschreiben, die mit Hilfe der Bayesischen Inferenz modelliert werden kann, charakterisieren die epistemischen Anteile systematische und/oder deterministische Einflüsse, die aus mangelndem Wissen, Annahmen, Vereinfachungen und sprachlichen Formulierungen herrühren. Epistemische Komponenten können durch ausgewählte Ansätze der Fuzzy-Theorie modelliert werden.
In diesem Paper wird ein Fuzzy-Bayes-Ansatz betrachtet, der in der Lage ist, die Unsicherheit des Verkehrswertes durch die oben beschriebenen Merkmale und damit deren Auswirkungen auf den Marktwert zu quantifizieren. Zunächst bedarf es der Aufbereitung der Daten: Die wertbeeinflussenden Einflussgrößen des räumlichen und sachlichen Teilmarktes werden ermittelt. Die Entwicklung des mathematischen Ansatzes erlaubt die Prädiktion der Immobilienwerte innerhalb des ausgewählten räumlichen und sachlichen Teilmarktes. Die vorgestellte Methodik wird anhand eines realen Datensatzes getestet, wobei der Fokus auf einer realistischeren Unsicherheitsabschätzung liegt, ohne den Verkehrswert selber zu verändern. Im Ergebnis liegen präzisere und realistischere Unsicherheiten für Verkehrswerte vor.